Mir-ist-heiß-und-ich-bin-faul-Brot mit Karotten

34 Grad. Ich habe keine große Lust, in der Küche zu stehen. 

Da kommt mir das gute, alte no-knead-bread der New York Times, das vor einigen Jahren durch sämtliche Kochzeitschriften geisterte, doch sehr entgegen! Gutes Brot mit mir bekannten Zutaten, und das ganze, ohne besonders ins Schwitzen zu kommen, denn die Hauptarbeit übernimmt die Hefe.

Da diese aber eher stetig, als schnell arbeitet - das Originalbrot braucht gut und gerne 18 Stunden Gehzeit, wird dafür aber auch fantastisch - ich wiederum aber nicht so viel Geduld habe, hab ich ein wenig herum probiert, und mir das folgende, relativ schnelle Brot für Knetfaule (also mich) ausgedacht:

Zutaten:

400g Weizenmehl Typ 550

100g Roggenmehl Typ 1150, beide wie immer aus der Mühle Sting in Jesingen

1 Tüte Trockenhefe, auch dort im Mühlenladen gekauft

1,5 TL Salz

2 EL Leinsamen

1 große Karotte geraspelt

400 ml lauwarmes Wasser

Im Grunde ist das Prinzip immer gleich: Mehl, Hefe, Leinsamen und Salz werden trocken in einer großen Schüssel gut vermischt, dann kommt das lauwarme Wasser dazu, man rührt alles einigermaßen gleichmäßig von Hand an, muß nicht einmal kneten, und läßt den Teig dann einfach mit einer Folie oder einem Deckel bedeckt zwischen 5 und 8 Stunden stehen. Bei mir bietet es sich an, das kurz in der Mittagspause anzurühren, dann kann ich das Brot abends backen. Kneten ist tatsächlich nicht nötig. Die Hauptarbeit macht die Hefe. Es sollten nur keine trockenen Mehlstellen mehr im Teig sein. Beim Originalbrot steht der Teig deutlich länger, dafür mit deutlich weniger Hefe, und ja, es wird dadurch auch besonders gut! Je länger, je lieber!

Ich schummle hier einfach mit etwas mehr Hefe, und passe den Backvorgang dadurch ausnahmsweise an meinen üblichen Arbeitsalltag an. Wenn am Wochenende mehr Zeit ist, darfs dann auch gerne Brot mit deutlich längerer Garzeit sein.

Gute 8 Stunden später. Die Hefe und ich waren heute beide fleissig.

Gleich kommen die Karottenfitzel dazu und werden untergearbeitet.

Den relativ weichen Teig auf eine sehr gut bemehlte Arbeitsfläche fließen lassen, die Reste mit dem Teigspatel aus der Schüssel schaben und dazu geben.

Nun den Teig mit gut bemehlten Händen - Achtung, der klebt wie Hölle! - oder besser noch einem Schlesinger  einfach mehrmals zur Mitte hin umklappen und so zu einem kompakten Teigling formen.

Mit einem Tuch bedecken und noch einmal 45 Minuten ruhen lassen.

Den Backofen auf 250° Ober-/Unterhitze vorheizen. Dabei einen Gusstopf, Tontopf, was auch immer als Backgefäß geplant ist, gleich mit im Backofen aufheizen lassen. Wichtig dabei: Das Gefäß muß die große Hitze aushalten, Wärme gut leiten (normale Metalltöpfe sind dazu eher nicht geeignet, weil sie die Wärme zu ungleichmäßig weiter geben), darf z.B. keine Kunststoffgriffe haben, und sollte einen passenden Deckel besitzen. Zur Not kann man sich aber auch mit Alufolie als Deckel behelfen. Meine Mutter benutzt einen vorher gut gewässerten Römertopf, dessen Deckel vor Jahren in die Brüche ging, und bastelt einen Deckel aus Alufolie. Und sie backt tolle Brote darin!

Ich nutze dazu entweder den alten, riesigen Gansbräter von meiner Oma, oder hier meinen Suppentopf aus Aluguss mit hitzebeständigem Glasdeckel.

Nachdem der Ofen samt Topf aufgeheizt ist, muss der Teigling einigermaßen kompakt hinein befördert werden. Der Teig ist wie gesagt recht weich und der Topf ist ordentlich heiß, also legt man sich am besten gleich alles bereit: Topfhandschuhe, Schlesinger, Topfuntersetzer, um die Arbeitsplatte zu schonen. Jetzt sollte es einigermaßen schnell gehen: Topf raus, Teig greifen, in den heißen Topf flutschen lassen, Deckel drauf und wieder rein in den heißen Ofen!

Mein Topf muß nicht eingemehlt werden. Je nach Oberfläche hat es sich aber auch schon bewährt, eine dünne Mehlschicht einzustreuen, damit das Brot nachher gut heraus geht.

Nun darf das Brot bei geschlossenem Topf 35 Minuten backen.

Sind diese vergangen, nehme ich den Deckel herunter (ACHTUNG: Heiß!) und schwalle den Backofen, soll heißen, ich sprühe Wasser auf den heißen Backofenboden. Entweder von Hand, oder mit einer Blumenspritze, je nach Treffsicherheit. Das Brot sollte dabei nach Möglichkeit keinen direkten Treffer abbekommen! Falls ein Tontopf als Backform verwendet wird, wäre ich mit dem Wasser auch eher vorsichtig. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob er bei einer Dusche gleich platzen würde, aber sicher ist sicher! Wenn richtig schöne Dampfschwaden im Ofen sind, Klappe zu, und  noch einmal für 15 bis 20 Minuten, je nach gewünschter Farbe und Knusprigkeit, fertig backen!

 

An sich sollte das Brot nun etwa eine Stunde auf einem Kuchengitter abkühlen...so lange überstand unseres aber nicht, sondern wurde noch lauwarm mit Frischkäse aufgevespert!

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Kommentare: 2
  • #1

    Sigrid / Madam Rote Rübe (Donnerstag, 21 Juli 2016 18:43)

    Hallo Simone,
    Brotbacken ist stets eine spannende Angelegenheit, vor allem der Augenblick, wenn das Brot angeschnitten und hineingebissen wird. Dein knuspriges no-knead-bread ist bei dieser Hitze eine sehr gute Wahl, davon hätte ich jetzt soooo gerne eine dicke Schnitte.
    Liebe Grüße
    Sigrid

  • #2

    Simone (Freitag, 22 Juli 2016 13:18)

    Hallo Sigrid,
    ja, das war deutlich schneller aufgefuttert, als geplant! Wenn das aber auch so gut riecht...
    Heute hab ich schon das nächste in Produktion.
    Liebe Grüße
    Simone