Kleine Beerencharlotte

Ich bin neugierig, das gebe ich bereitwillig zu. Ok, nicht immer und auf alles, manche Sachen gehen mir auch meilenweit vorbei, aber was Essen, Nahrungsmittel, neue Garmethoden, Küchengeräte angeht, bin ich immer gespannt auf Neues. Deshalb mache ich auch schon seit langem, schon seit der Vor-Blog-Zeit, immer mal wieder bei Produkttests mit.

Ihr merkt schon, ich habe hier etwas getestet und verblogge es jetzt, es wird also gleich ein Produkt erwähnt, und falls Ihr eine abgrundtiefe Abneigung gegen Produktnennung habt, dann lest nicht weiter! Übrigens behalte ich mir vor, zu erwähnen, wenn mir ein Produkt nicht paßt. Nur zur Info.

Diesmal ging es also um ein vegetarisches Geliermittel, wie unschwer auf dem Bild zu erkennen ist.

Nun bin ich zwar keine Vegetarierin, bei Weitem nicht, aber in Familie und Freundeskreis gibt es einige, und die will man ja auch ab und an mit etwas Süßem erfreuen.

Mal das Kleingedruckte lesen: Also Agar-Agar ist mir ein Begriff, genauso Johannisbrotkernmehl und Maltodextrin, aber Konjak mußte ich erst googeln:

Die Wurzel der Teufelszunge, eines asiatischen Gewächses, deren Hauptbestandteil Glucomannan hochgradig Wasser bindet. Anscheinend kann man damit sogar abnehmen. Aha, interessant...allerdings nicht so interessant, dass ich das jetzt weiter verfolgen werde.

Jetzt will ich das Zeug nämlich erst mal ausprobieren. Nach kurzem Überlegen kam ich auf die Idee, dass eine Charlotte, sprich eine hauptsächlich aus Creme bestehende, kleine Torte dafür geeignet sein müßte. Wenn es die zusammen hält, hält es sicher alles!

Beeren scheinen mir jetzt, am Ende des Sommers, die richtig Wahl zu sein, wenn ich auch zugeben muß, dass sie tiefgekühlt waren. Die spärliche Beerenausbeute aus dem eigenen Garten hat es dieses Jahr nicht mal bis ins Haus geschafft.

Zutaten:

400g gemischte Beeren

16g vegetarisches Geliermittel von Dr. Oetker

250g Zucker

Saft von 1 Zitrone

600g Schlagsahne

400g Crème fraîche

18 Löffelbiskuits

1 Päckchen Vanillezucker


Einige schöne Beeren aussuchen und am besten schnell wieder in den Gefrierschrank packen. Den Rest antauen lassen. Ich nutze dazu die Mikrowelle, weil ich keine Geduld habe.

Was hier wie ein mittleres Blutbad ausschaut, sind die pürierten Beeren. Zucker und Créme fraîche hinzufügen und noch einmal kurz aufmixen.

Zwei der drei Becher Sahne steif schlagen und zur Seite stellen.

So, jetzt kommt die Unbekannte ins Spiel. Wie man mit Gelatine umgeht, weiß ich, aber hier muß ich erstmal Kopfrechnen, und Dreisatz war nie meine Stärke.

Also: Ein Beutel Geliermittel entspricht ein bis drei Blatt Gelatine. Äh, was? 

Für einen Beutel Geliermittel wird 100ml kalte Flüssigkeit benötigt....ok. Was?

Das Geliermittel wird mit kalter Füssigkeit angerührt und unter Rühren zu sprudelndem Kochen gebracht. Danach soll es direkt in die anzudickende Créme eingerührt werden.

Es ist kein Temperaturangleich erforderlich. Was? Da stellen sich mir doch zu vorgerückter Stunde - wie man an den Bildern sieht, backe ich gerne nachts - einige Fragen: Wie jetzt, "entspricht einem bis drei Blatt Gelatine"? Ich würde normalerweise acht Blatt nehmen.... Und wie, ich brauche "pro Beutel 100ml kaltes Wasser"? Aber ich will doch kein Wasser in meiner Füllung! Oder soll ich da die fast flüssige Masse rechnen? Und mein Zitronensaft? Und dann: Kein Temperaturausgleich? Aber in meiner Masse ist doch nachher Sahne und Crème fraîche! Flockt die nicht aus?  Das Geliermittel ist doch dann immerhin kochend heiß! Panik!

Ruhig Brauner! Erstmal überlegen, dann entscheiden!

Ich habe mich letztlich dafür entschieden, den Zitronensaft mit kaltem Wasser auf insgesamt 400ml aufzufüllen. Die habe ich mit 4 Päckchen Geliermittel aufgekocht.

Holla, dickt das aber schnell an! Viel schneller, als bei Gelatine!

Dann habe ich alles kurz abkühlen lassen. Wir reden hier von sehr kurz! Das Geliermittel ist wirklich höchst effizient, und ich wollte keinen Geleezylinder im Topf haben. 

Also habe ich es nach etwa zwei Minuten Abkühlzeit mit einem Schneebesen unter die Beeren-Crème fraîche-Masse gezogen. So weit, so gut.

Als ich sicher sein konnte, dass alles kühl genug war, habe ich die Sahne mit einem Spatel unter die Fruchtmasse gezogen. Ich wollte gerne eine gewisse Stuktur haben, deshalb habe ich die Masse nicht komplett verrührt, aber das darf jeder gerne halten, wie er mag!

 

Jetzt beginnt die Fummelarbeit: 

Einen Tortenring auf die spätere Servierplatte stellen und die Löffelbiskuits mit der Zuckerseite nach aussen an den Rand stellen.

Nein, keine Angst, das artet jetzt nicht in Mikado aus. Wenn man eine kleine Menge Füllmasse am Rand verteilt, kann man die Biskuits einigermaßen stabil hinein stellen.

Nun den Rest der Masse sehr vorsichtig einfüllen.

Alles mit Folie abdecken und über Nacht in den Kühlschrank stellen.

Neuer Tag, neues Glück!

Um ehrlich zu sein gruselte es mich schon ein wenig vor dem Moment, wo ich den Tortenring ab machen mußte, und ich würde auch raten, das sehr, sehr vorsichtig zu machen. Allerdings nicht, weil die Creme nicht halten wird, sondern eher, weil man sich grün ärgert, wenn die etwas weich gewordenen Biskuits etwas abbekommen, oder die Zuckerschicht bröckelt.

Es klappte aber mit der nötigen Vorsicht überraschend gut.

 

Die restliche Sahne mit Vanillezucker steif schlagen, auf die Beerencreme türmen, die restlichen Beeren dekorativ darüber geben, und einer hübschen Kaffeetafel steht nichts mehr im Wege!

 

 

Fazit: Das Dr. Oetker vegetarische Geliermittel funktioniert problemlos. Wenn man die Handhabung mal heraus hat, ist es ohne Zweifel als Ersatz für Gelatine zu nutzen, und auch die Vegetarier sind glücklich.

Obwohl das Pulver selbst etwas traubenzuckrig riecht, ist es in der Creme nicht geschmacklich erkennbar, dickt diese klümpchenfrei an, und die Süßspeise wird deutlich schneller fest, als mit tierischer Gelatine.

Nur die Beschreibung auf der Packung läßt vielleicht ein klein Wenig zu Wünschen übrig, und ist etwas vage gehalten. Ich mußte mehr oder weniger raten, wieviel Beutelchen von den jeweils vieren im Päckchen ich brauche. Ausserdem halte ich den Hinweis, nicht auf den Temperaturausgleich achten zu müssen, für irreführend. Der Sprung von "sprudelnd aufkochen" zu "direkt in die anzudickende Masse einrühren" ist bei sahnehaltigen Füllungen doch etwas riskant.

Dennoch: Die Charlotte hat wunderbar gehalten und die Gäste waren zufrieden. Was will man mehr?

 

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