Kitfo - Tatar auf äthiopisch

Kitfo ist die äthiopische Variante von Beefsteak Tatar, gewürzt mit Niter Kibbeh und Berbere

Und hier ist es nun, mein äthiopisches Hauptrezept, für das ich die Würzbutter Niter Kibbeh gebraut habe.

 

Wie im vorherigen Artikel schon erwähnt, geht die Kulinarische Weltreise, organisiert von Volker von volkermampft, in diesem Monat nach Äthiopien.

 

Gemeinsames Essen spielt in Äthiopien eine große Rolle und unterliegt vielen Geboten und Traditionen, die meist den Regeln der äthiopisch-orthodoxen Kirche folgen. So wird mittwochs und freitags, sowie während der vorösterlichen Fastenzeit, auf tierische Produkte verzichtet.

Entsprechend werdet Ihr vielleicht bei einigen der kochenden Mitreisenden vegetarische Rezepte finden. Bei mir nicht.

In einigen Volksgruppen gilt, wer sich Fleisch leisten kann, genießt es auch. Zumindest an den nicht fleischlosen Tagen. Rind, Schaf, Ziege oder Huhn stehen auf dem Speiseplan. Auf Schwein wird aus Glaubensgründen verzichtet.

Für gewöhnlich kommt äthiopisches Essen auf einer großen Platte auf den Tisch, die in oder auf einem Mesob, einem geflochtenen Korb steht. Auf der Platte wird das landestypsche Fladenbrot Injera ausgebreitet und darauf wiederum die verschiedenen Gerichte präsentiert.

Basis der äthiopischen Küche bildet also Injera, das aus dem glutenfreien Gras Teff gewonnen wird. Der Teig darf mehrere Tage versäuern. Selbstverständlich habe ich mich daran versucht, dient es doch sowohl als Beilage, wie auch als Teller und Besteck für viele Gerichte. Es ist mir nicht gelungen, ich gebe es zu. Totales Injera-Versagen! Glücklicherweise findet Ihr mustergültige Injera bei mindestens drei der Mitreisenden. Ich habe geschummelt und auf fertig gekauftes Yufkabrot zurück gegriffen.

Gegessen wird mit der rechten Hand. Man reißt einfach ein Stück vom Injera ab, greift damit etwas von den angebotenen Speisen und steckt diese dann in den Mund. Dabei sollten die Finger weder Mund noch etwas anderes, als das Injera berühren.

Als Geste der Sympathie stecken sich Freunde auch schonmal besonders leckere Happen in den Mund. Tatsächlich bedeutet dieses Füttern mit guten Stücken, Gursha genannt, ein Zeichen der Hochachtung und kommt auch zwischen mehr oder weniger Fremden vor.

Für gewöhnlich erhält der älteste oder höchst geschätze Gast am Tisch die erste Gabe und erwiedert diese dann. Dabei gilt: Je größer der Happen, desto größer die Ehre.

Zurück zu meinem heutigen Rezept. Hand aufs Herz, wie steht Ihr zu rohem Fleisch?

Carpaccio und Beefsteak Tatar? Steak rare? Çig Köfte? - Manch einer rennt davon, wir lieben es!

Das war auch ausschlaggebend für meine Rezeptwahl aus der äthiopischen Küche. Vegetarier, weg sehen!

Es gibt Kitfo, ein Nationalgericht aus rohes Rindfleisch, das aus der Küche der Gurage, einer Volksgruppe im südlichen Äthiopien stammt.

Wer bei dem Gedanken an rohem Fleisch Schnappatmung bekommt, darf es selbstverständlich auch mit den Varianten Kitfo lebleb, leicht angebraten, oder Kitfo yebsele, ganz durchgebraten, versuchen.

für drei ziemlich große Portionen Kitfo:

500g Rinderfilet WICHTG: Bitte kauft Fleisch unbedingt bei Quellen, denen Ihr vertraut. Bei roh zu verzehrendem Fleisch gilt das gleich doppelt und dreifach. Bei uns sind das unsere Nachbarn aus unserer Dorfmetzgerei, die regionales Fleisch mit Herkunftsnachweis und in höchster Qualität anbieten. Sucht Euch einen entsprechenden Händler in Eurer Gegend, der den gesamten Warenweg genau kennt und fragt nach. Fachleute werden Euch gerne Auskunft geben.
1 TL Berbere (eine scharfe Gewürzmischung, die in der äthiopischen Küche zum Einsatz kommt, ich habe sie beim Biomarkt fertig gekauft)
Chili nach Geschmack
1 Prise gemahlener Kardamom (ein Gewürz, das ich nicht sooo gerne mag, deshalb habe ich die Menge zum Originalrezept deutlich reduziert)
2 EL Niter Kibbeh
Salz
  • Fleisch von Fett und Sehnen befreien und anschließend fein hacken, oder der Einfachheit halber durch die mittlere Scheibe des Fleischwolfs jagen - das erledigt für mich die Metzgerin meines Vertrauens. Danke Judith!
  • die geschmolzene (nicht mehr heiße!) Niter Kibbeh gut unterkneten
  • Gewürze zugeben und alles gut durchmischen
  • eventuell im Kühlschrank etwas durchziehen lassen, wobei das Original lauwarm serviert wird

Dass bei rohen Zutaten absolut hygienische Arbeitsweise Pflicht ist, muss ich wohl nicht extra erwähnen.

  • auf jeden Fall rasch verzehren, ob nun mit Injera, Yufka oder vielleicht einem Stück knusprigem Baguette, bleibt Euch überlassen

Hier findet Ihr die Rezepte der Mitreisenden:

Wilma von Pane-Bistecca mit Injera- Aethiopisches Fladenbrot Britta von Brittas Kochbuch mit Sega Wat - Äthiopischer Lammeintopf Wilma von Pane-Bistecca mit Zigni-Kai Wat - Aethiopisches Rinder Gulasch Petra aka Cascabel von Chili und Ciabatta mit Niter Kibbeh - äthiopische Würzbutter Susanne von magentratzerl mit Traditionelles Injera Friederike von Fliederbaum mit Doro Wot - Hühnerschmortopf mit Eiern Petra aka Cascabel von Chili und Ciabatta mit Scharfer Rindfleischeintopf mit Bockshornklee und Kartoffeln – Abish Wot Kathrina von Küchentraum & Purzelbaum mit Äthiopischer Wirsingeintopf - Atakilt Wat Petra aka Cascabel von Chili und Ciabatta mit Teff-Injera - äthiopisches Sauerteig-Fladenbrot aus der Pfanne Susanne von magentratzerl mit Minchet Abish - Rinderhaschee in pikanter Bockshornkleesauce Petra aka Cascabel von Chili und Ciabatta mit Gemischte vegetarische Platte zu Injera Dirk von low-n-slow mit Misir Wot

Tina von Küchenmomente mit Dabo - Honigbrot aus Äthiopien Britta von Brittas Kochbuch mit Wat mit heimischen Gemüsen - afrikanisch-europäisches Crossover Volker von Volkermampft mit Berbere selbstgemacht – Rezept für die Äthiopische Gewürzmischung Volker von Volkermampft mit Injera – Rezept für das Äthiopische Pfannenbrot aus Teffmehl Manuela von Vive la réduction! mit Injera, Niter Kibbeh und vier "Auflagen" Volker von Volkermampft mit Misir Wot - scharfer äthiopischer Linsen-Eintopf Volker von Volkermampft mit Doro Wot - äthiopischer Hähnchen-Topf - langsam geschmort Volker von Volkermampft mit Timatim - äthiopischer Tomatensalat mit leckerer Vinaigrette poupou von poupous geheimes laboratorium mit Doro Wot Regina von bistroglobal mit Äthiopisches Schmausen

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Kommentare: 7
  • #1

    Susanne (Montag, 21 Februar 2022 14:22)

    Nehm ich! Du hast mir doch bestimmt was aufgehoben, oder?

  • #2

    Petra aka Cascabel (Montag, 21 Februar 2022 15:59)

    Von mir kriegst du ein dickes Daumen hoch fürs Ausprobieren dieses Rezepts! Ich habe hier noch eine ganze Liste von äthiopischen Gerichten, die ich ausprobieren will und Kitfo ist eines davon. Niter Kibbeh ist ja schließlich schon im Haus! Und Tartar lieben wir sehr, da ist das fast schon ein Muss.

  • #3

    Volker (Montag, 28 Februar 2022 11:46)

    Hallo Simone,

    das Tier ist doch schon Tod, warum sollte man es in der Pfanne noch einmal Tod braten?

    Also ich nehme gerne rohes Fleisch und gerade richtig gutes Rinderfilet geht als Tatar super. Von daher freue ich mich über Dein Rezept sehr.

    Schöne Grüße
    Volker

  • #4

    Tina von Küchenmomente (Montag, 28 Februar 2022 22:48)

    Hallo Simone,
    ich wäre wahrscheinlich eher Team Kitfo lebleb, aber probieren möchte ich Kifto auf alle Fälle. Das sieht wirklich gut. aus. Danke dir auch für den interessanten Einblick in die Essgewohnheiten in Äthiopien.
    Liebe. Grüße
    Tina

  • #5

    Britta (Dienstag, 01 März 2022 10:26)

    Eigentlich habe ich keine Angst vor rohem Fleisch oder Fisch, bin da aber seit meiner Nierentransplantation ein bisschen zurückhaltend. Aber naja, probieren würde ich auf jeden Fall! Sieht sehr lecker aus.

    Liebe Grüße
    Britta

  • #6

    pane-bistecca (Dienstag, 01 März 2022 12:54)

    Oh das waer was fuer meinen Schwager, wird gespeichert.

    LG Wilma

  • #7

    dirk (Mittwoch, 02 März 2022 15:42)

    Ach, ich war zu faul ("und wer macht dann den Fleischwolf wieder sauber?") beziehungsweise zu feige ("und wenn es dann gar nicht schmeckt"?), und es war ein Fehler. So wie du es beschreibst und zeigst, wäre das Kitfo eine ganz wunderbare Ergänzung unserer Äthiopischen Wochen geworden. Naja, gut, dass man auch ohne kulinarische Weltreise einfach so äthiopisch kochen darf.