Schwäbische Mitschele

Bestimmt kennt Ihr das: Bestimmte Speisen, bestimmtes Gebäck, ja bestimmte Geschmacksrichtungen bringt man unweigerlich mit bestimmten Situationen in Verbindung.

 

Bei mir gehört zu Weihnachten das Mitschele,
das mir meine Mama schon seit Kindheitstagen am Morgen des Heiligen Abends vom Bäcker mitbringt und das ich vor allem mit Kalbstleberwurst absolut liebe!

 

Nun bin ich mittlerweile !!!räusper!!! Jahre alt.

 

Ich freut mich aber noch immer, wenn ich am Heiligabend zum Frühstück in ein echtes, buttriges, goldgelbes, glänzendes, schwäbisches Mitschele beißen darf.

Man beachte die Farbe und den Glanz!

Jetzt sagt bloß, Ihr habt noch nie von Mitschele gehört?

Das Mitschele, Mehrzahl die Mitschle, auch Mütschele oder Mutschel genannt, ist ein schwäbisches Gebildbrot, goldgelb ausgebacken, weich, leicht salzig, das manchmal rund, manchmal kunstvoll gestaltet, meist aber in Bonbonform ausgeformt, manchmal mit Kümmel bestreut und oft in Gitterform eingeschnitten, daher kommt.

Früher war es ein echtes Festtagsgebäck, heute findet man es bei traditionell ausgerichteten schwäbischen Bäckern rund ums Jahr in der Auslage. Es schmeckt herrlich mit süßem oder salzigem Belag, aber auch ganz solo, oder wie hier zu einer kräftigen Suppe.

 

Sa backt Ihr 10 der kleinen, knautschigen Dinger,die übrigens auch hervorragend auf ein Brunchbuffet passen:

für den Vorteig:

3g Hefe

150g Weizenmehl 405

140g lauwarmes Wasser

ausserdem:

350g Weizenmehl 550
12g Frischhefe

100g Milch
60g Butter
5g Zucker
4g Salz
1 Ei

für den Glanz:

1 Ei


am Vortag:

  • Hefe im lauwarmen Wasser auflösen
  • Mehl dazu geben, zu einem gleichmäßigen Teig verarbeiten
  • in einer Dose oder verschließbaren Schüssel im Kühlschrank, oder weil`s bei uns gerade nachts kühl war, auf der Terrasse mindestens 12 Stunden ruhen lassen

 

am Backtag:

  • Milch und Butter miteinander leicht erwärmen
  • Hefe darin auflösen und kurz stehen lassen
  • Mehl und Vorteig samt Ei, Hefemilch, Salz und Zucker in der Küchenmaschine erst einige Minuten auf langsamster Stufe vermischen, dann auf zweiter Stufe so lange kneten, bis sich der Teig von der Schüsselwand löst
  • Schüssel bedecken und Teig bei Zimmertemperatur eine Stunde gehen lassen
  • Teig in 10 gleiche Stücke teilen, diese erst rund wirken, dann mit zwei Fingern rechts und links zwei Fingerbreit vom Rand Stücke abteilen und diese durch Rollen auf einer nur leicht bemehlten Fläche zu kleinen Knubbeln formen
  • Mitschele auf zwei mit Backpapier belegten Blechen platzieren
  • 10 Minuten gehen lassen
  • nun den dicken Mittelteil ein wenig flach drücken
  • Mitschele mit verquirltem Ei bepinseln
  • weitere 10 Minuten gehen lassen
  • Backofen auf 170° Umluft vorheizen
  • Mitschele ein zweites Mal mit Ei bepinseln
  • rautenförmig einschneiden
  • wer mag, bestreut die Mitschele mit Kümmel
  • ca. 15 bis 18 Minuten goldgelb ausbacken, dabei nicht zu dunkel werden lassen!
  • auf einem Gitter auskühlen lassen

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Kommentare: 11
  • #1

    Franziska (Dienstag, 24 Dezember 2019 13:50)

    Krame grad wie wild im Gedächtnis, kann mich an kein Mal erinnern, Mitschele bei von uns angesteuerten Bäckern gesehen zu haben. ??? Vielleicht liegt es auch daran, das mir damals Kümmelseelen über alles gingen. *räusper*knallrote Ohren* Dein Rezept kommt jedenfalls zu den anderen ausgesuchten direkt dazu.

  • #2

    Rainer Leins (Donnerstag, 16 April 2020 12:25)

    Hab die jetzt 2 x gemacht. Der Hammer. Da schlägt mein schwäbisches Herz in Schleswig-Holstein vor lauter Freude. Erinnerungen an genussvolles Frühstück werden wach

  • #3

    Aglaia (Donnerstag, 18 Juni 2020 14:57)

    Wir heißen Mitschele und ich wusste schon seit einiger Zeit dass es Brötchen mit unserem Namen gibt. Mein Bruder hat mir gerade dieses Rezept geschickt ! Super ! Wird demnächst gebacken !!!

  • #4

    Lena Reiner (Sonntag, 26 Juli 2020 18:10)

    Das Mitschele kommt aus der Esslinger Gegend und ist nicht in ganz Schwaben bekannt. Das musste ich feststellen, als ich von Marbach am Neckar an den Bodensee zog.

  • #5

    mkj (Freitag, 30 April 2021 13:48)

    So, gleich gehen meine Mitschele in den Ofen im Dortmunder Exil :-) Bin sehr gespannt. Bisher hat alles super geklappt. Sollten Sie so gut schmecken wie ich es mir erhoffe, kommen Sie in unser Familienkocbbuch ;-)

    Danke fürs Rezept

  • #6

    mkj (Freitag, 30 April 2021 14:40)

    ... fertig und ein Traum. Schon zwei direkt verputzt.

  • #7

    Simone von zimtkringel (Freitag, 30 April 2021 18:48)

    Hallöchen nach Dortmund!

    Mönsch, ich fühle mich geehrt, dass meine Mitschele jetzt im hohen Norden (von Schwaben aus ist quasi alles im Norden) gebacken und genossen werden!
    Lasst es Euch gut schmecken und ganz herzliche Grüße

    Simone

  • #8

    Stefi (Donnerstag, 13 Mai 2021 06:54)

    Deine Mitschele sind bei uns der Dauerbrenner:).
    Und ALLE sagen "Besser wie vom Bäcker!".
    Ich steh schon wieder in der Küche und backe welche... dickes Lob für dein Rezept �
    LG Stefi

  • #9

    Karin (Mittwoch, 08 September 2021 17:07)

    Mitschele - gab es beim Dorfbäcker nur Freitagund Samstag und wurde von der Mama uns Kindern nach der Arbeit mitgebracht. Reine Nostalgie kommt auf und ich muss die Teile jetzt nachbacken.

    Vielen Dank für die Rezepte aus Schwaben, die mich down menory lane führen. Gern mehr davon.

  • #10

    Claudi (Sonntag, 31 Oktober 2021 15:58)

    Mein Freund hat mich heute darauf hingewiesen dass es im Schwarzwald , so sehr die auch nahe am Schwabenland sind , es leider keine mitschela gibt . Hab dann danach gesucht aber alle die ich gefunden hab hatten nicht die Form die er mir beschrieben hat . Die hier sehem denen noch am ehesten ähnlich . Mal welche backen und ihn überraschen � .

  • #11

    Annedore (Samstag, 27 November 2021 21:53)

    Wunderbar, meine Mütschele sind grad im Ofen. In Rosswälden bei der wunderbaren Bäckerei Rau gibt es die immer zu den Adventssonntagen. Jetzt backe ich selber welche für morgen :-) Vielen Dank für das Rezept! LG von der Schwäbischen Alb