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Viele Gerichte, Aromen und Zubereitungsarten habe ich von meinen Eltern und Großeltern übernommen und nie hinterfragt, wo sie eigentlich her stammen.
Ich wäre nie darauf gekommen, dass der liebste Brotaufstrich meines Vaters mit einer Spezialiät aus dem schweizer Kanton Glarus bereitet wird:
Schabziger, auch Schotterkäse, grüner Käse, Stötzle oder Sapsago genannt ist ein Hartkäse, der mit getrocknetem und pulverisierten Schabzigerklee versetzt und in Kegelform, das Stöckli, gepresst wird.
Erstaunlich, denn meine Mutter kaufte und kauft das Stöckli bis heute bei unserem schwäbischen Dorfbäcker und machte schon damals eine Art mit Butter versetzen, DER KÄS genannten,
Kräuterkäse daraus, den mein Vater gerne im Schüsselchen mit zur Vesperpause nahm. In der schwäbischen Pampa gab es bereits in den 70ern eine glarner Spezialität im Kühlregal! Spannender noch: Im
Moment wächst in unserer Familie bereits die dritte Generation mit diesem ganz speziellen, würzigen Aroma auf, das sich übrigens auch ausnehmend gut auf unseren schwäbischen Kässpätzle
macht.
Ihr kennt Schabzigerklee vermutlich unter dem Namen Brotklee als Bestandteil des Brotgewürzes für Vinschgauer Fladenbrot und Schüttelbrot.
Heute zeige ich Euch eine Kombination aus selbstgebackenem Brot, das nur Sauerteig als Triebmittel hat und einer Variante des Kräuterkäses. Und wo ich schon dabei bin, bastle ich damit die Juni-Auflage meiner A Weckle-Serie.
für den Vorteig:
75g Anstellgut aus Weizenmehl
75g Chiabattamehl (alternativ Weizenmehk Type 405 oder 550)
75g lauwarmes Wasser
Für den Hauptteig:
400g Chiabattamehl
220g lauwarmes Wasser
10g Salz
2 EL Saaten (hier Mohn, heller und dunkler Sesam)
ein wenig Öl für die Schüssel
Für den Schabzigeraufstrich:
200g Frischkäse
2 EL Joghurt griechischer Art
1 Prise Salz
70g Schabzigerkäse
Schnittlauch
Achtung: Sauerteigbrot braucht Zeit, hier mindestens 12, besser 20 Stunden bei bereits triebstarkem Sauerteig!
Für den Vorteig am Vortag:
- Sauerteigansatz mit Mehl und Wasser glatt rühren und im abgedeckten Schüsselchen für mindestens 2 Stunden warm stellen - ich habe die Morgensonne auf der Treppe zum Garten genutzt, das ganze natürlich vergessen und den Vorteig 5 Stunden stehen lassen....
Für den Hauptteig:
- restliches Mehl, Wasser, Salz und den Vorteig in der Küchenmaschine auf mittlerer Stufe ca. 10 Minuten kneten
- Teig in eine leicht geölte Schüssel geben
- Schüssel bedecken und bei Zimmertemperatur 2 Stunden stehen lassen, dabei jede Stunde einmal dehnen und falten
- bedeckte Schüssel über Nacht, aber mindestens 8 Stunden in den Kühlschrank stellen
Am Backtag:
- Teig aus dem Kühlschrank nehmen und eine Stunde Zimmertemperatur annehmen lassen
- Teig in drei gleich große Stücke teilen
- zu Strängen formen, diese in sich drehen und leicht anfeuchten
- Saaten auf einen flachen Teller geben und die gedrehten Stränge darin wenden
- falls vorhanden, auf einem Baguetteblech platzieren oder einfach entsprechend lang gezogen auf ein Backblech legen
- zugedeckt weitere 2 Stunden gehen lassen
- Ofen auf 230° Ober-/Unterhitze vorheizen
- Backofen mit Wasser ausschwaden und Blech sofort, ohne zu viel Dampf entweichen zu lassen, auf die mittlere Leiste schieben
- Stangen ca. 25 Minuten backen
für den Aufstrich:
- Schabzigerkäse fein reiben
- mit Frischkäse, Salz und Joghurt mischen
- mit Schnittlauch bestreut auf den frisch gebackenen und abgekühlten Stangen servieren
Sehr frisch und sehr aromatisch.
Ich frage mich gerade, wie lustig es wohl die Kollegen meines Vaters fanden, wenn er das Käseschüsselchen aufgemacht hat, zumal ich mich zu erinnern glaube, dass bei ihm auch noch fein geschnittene Zwiebel dazu kam.
Da bekommt die Vokabel Aromaexplosion eine sehr interessante Bedeutung.
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